Dax 50 ESG: Zusammensetzung, Unternehmen, Liste & Kritik
Der grüne Dax: Maßstab für nachhaltige deutsche Aktienportfolios
Seit März 2020 hat der DAX einen grünen Bruder, den DAX 50 ESG. Der neue Aktienindex enthält die führenden 50 Firmen, die basierend auf den offiziellen ESG-Nachhaltigkeitskriterien ausgewählt werden. Gerade in Krisenzeiten haben sich nachhaltige Investments als sehr widerstandsfähig erwiesen.
27.05.2021
Der DAX 50 ESG im Kurzporträt
Der “DAX 50 ESG” wurde am 4. März 2020 eingeführt und soll praktisch die grüne Variante des deutschen Aktienindexes DAX sein. Der neue Index berücksichtigt Kriterien aus den Bereichen Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance), kurz ESG. Der DAX 50 ESG bildet die Top-50-Firmen basierend auf ESG-Performance, Börsenwert und -umsatz ab. In den Index investieren können Anleger bereits über einen ersten ETF, den Lyxor 1 Dax 50 ESG. Weitere ETF anderer Anbieter oder auch Zertifikate sollen folgen.
Der neue grüne Aktienindex wurde von Qontigo, dem Index- und Analytikgeschäft der Gruppe Deutsche Börse ins Leben gerufen. „Die Nachfrage nach nachhaltigen Indizes bei Investoren steigt seit Jahren”, erklärte Stephan Flägel, Global Head of Indices & Benchmarks bei Qontigo anlässlich des Marktstarts. “Wir haben uns deshalb dazu entschieden, einen ESG-DAX-Index zu starten, der dieselben hohen Standards wie sein Namenspate erfüllt. Der Index erfüllt ESG-Kriterien, auf die institutionelle Investoren und Privatanleger heute gleichermaßen Wert legen”, so Flägel. Aufgrund der steigenden Nachfrage vor allem professioneller Vermögensverwalter nach nachhaltigen Investments haben auch andere große Indizes aus der Stoxx-Familie ESG-Varianten aufgelegt, etwa für den europäischen Leitindex EuroStoxx50.
Hohe Erwartungen an den neuen grünen DAX
Bei der Deutschen Börse ist man davon überzeugt, dass sich der DAX 50 ESG zum Standard für ESG-Investments in Deutschland entwickeln wird. Die Gruppe Deutsche Börse sieht sich nach eigenen Angaben in der Verantwortung, für Transparenz auf den Kapitalmärkten zu sorgen und dadurch Stabilität und den wirtschaftlichen Erfolg dieser Märkte zu fördern. Die Bereitstellung nachhaltiger Produkte und Dienste ist dabei von großer Bedeutung. „Die Realwirtschaft steht vor einem Transformationsprozess und es liegt in der Verantwortung des Finanzsektors, diesen zu finanzieren”, betonte Kristina Jeromin, Head of Group Sustainability, Deutsche Börse. Indizes wie der DAX 50 ESG böten dafür eine wichtige Grundlage.
Auswahl der Aktien
Ausgangspunkt für den DAX 50 ESG sind die knapp 100 größten und liquidesten Aktien aus DAX, M-DAX und TecDAX. Sie werden zunächst auf Einhaltung der Global Compact Prinzipien der Vereinten Nationen gefiltert. Ausgeschlossen werden Unternehmen, die gegen die Mindeststandards des UN Global Compact verstoßen oder ihr Geld mit Waffen, Tabak, Kohle, Kernkraft und Lieferungen an das Militär verdienen. Die ESG-Bewertungen führt die Nachhaltigkeits-Ratingagentur Sustainalytics durch. Alle drei Monate wird die Zusammensetzung neu überprüft.
In der Liste der Top 10 Indexkomponenten des DAX 50 ESG mit Gewichtung sind:
SAP AG |
EUR |
7,56% |
LINDE PLC |
EUR |
7,22% |
ALLIANZ SE |
EUR |
6,92% |
SIEMENS AG-REG |
EUR |
6,49% |
DAIMLER AG-REGISTERED SHARES |
EUR |
5,61% |
BASF SE |
EUR |
5,45% |
DEUTSCHE TELEKOM AG-REG |
EUR |
4,83% |
BAYER AG-REG |
EUR |
4,75% |
DEUT POST |
EUR |
4,64% |
ADIDAS AG |
EUR |
4,61% |
Kritik am DAX 50 ESG
Es gibt allerdings auch Kritik an dem neuen grünen Aktienindex: weil der DAX 50 ESG nach dem Best-in-Class-Prinzip zusammengestellt werde, könnten auch Unternehmen aufgenommen werden, die nicht übermäßig nachhaltig, sondern einfach nur etwas nachhaltiger als die Konkurrenz sind, geben Branchenkenner zu Bedenken. So fänden sich im Index auch umstrittene Konzerne wie Daimler, Lufthansa und Bayer.
ESG-Anlagen überzeugen in Krisenzeiten
Unabhängig von der Kritik am Auswahlprozess des DAX 50 ESG steht außer Frage, dass nachhaltige Geldanlagen immer wichtiger werden. Für den weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock gibt es drei Gründe dafür: zum einen regulatorische Vorgaben aus der Politik, zweitens das Heranwachsen jüngerer Investoren, die an nachhaltigen Investments stärker interessiert seien und drittens ließen sich durch ESG-Daten unternehmerische Risiken für die Zukunft besser einschätzen.
So haben nachhaltige Investitionen in der Corona-Krise mehr Widerstandskraft gezeigt, wie Untersuchungen der Rater Morningstar und Scope belegen: Während der gesamte europäische Fondsmarkt um 16 Prozent einbrach, schrumpften die europaweit in ESG-Fonds investierten Gelder durch den Crash zwischen Januar und Ende März lediglich um etwa zehn Prozent auf 621 Milliarden Euro. Dabei hat eine Rolle gespielt, dass nachhaltige Papiere vor dem Crash bereits kaum auf Sektoren wie die zyklische Industrie oder auch in Energie- und Rohstoffpapiere gesetzt hätten. Zudem hat sich auch der parallele Absturz der Ölnotierungen positiv für die nachhaltigen Papiere ausgewirkt.