Impact Investing: So funktioniert eine Anlage in Windparks & Solarparks
Martin Siddiqui & Christoph Strasser, Gründer der Pacifico Renewables Yield AG im Interview
Das Thema des Impact Investing ist in aller Munde. Das Interesse der Anleger an „grünen“ Investments ist in den zurückliegenden Jahren stark gestiegen. Ein Problem besteht jedoch darin, dass nicht alles, was ein grünes Label hat, auch tatsächlich grün ist. Im Rahmen eines Interviews haben uns Martin Siddiqui und Christoph Strasser, die Gründer der Pacifico Renewables Yield AG, die europaweit Wind- und Solarparks kauft und betreibt, den Impact-Charkter ihres Unternehmens erläutert und erklärt was es mit dem Yield Co Modell auf sich hat.
24.06.2022
Herr Siddiqui, woraus besteht das Kerngeschäft Ihres Unternehmens?
Martin Siddiqui
Wir betreiben Wind- und Solarparks in fünf europäischen Ländern, erwerben diese, wenn die Entwicklung der Parks abgeschlossen ist oder die Parks bereits in Betrieb sind und werben das dafür notwendige Kapital an den Kapitalmärkten ein. Durch unsere Börsennotierung machen wir die Energiewende für jeden investierbar.
Da die Energiewende jedoch ein so spannendes Themenfeld ist, setzten wir uns gegenwärtig auch mit Investitionsmöglichkeiten über Wind- und Solarparks hinaus auseinander. Batteriespeicheranlagen sind z.B. eines der vielen Themen, welches aktuell besonders spannende Aussichten bietet und wir hoffen, bald in diesen Markt einzusteigen.
Herr Strasser, Sie und Ihr Co-CEO Martin Siddiqui waren früher beide als Bänker tätig. Wie kamen Sie dazu, sich mit der Pacifico Renewables Yield AG im Bereich der erneuerbaren Energien zu betätigen?
Christoph Strasser
Ich habe meine Karriere bei der Bank begonnen, als die Umstrukturierung der deutschen Energieversorger gerade in vollem Gange war. Das war eine sehr spannende Zeit und mein Einstieg in die Energiebranche. Ich habe aus erster Hand gesehen, dass Erneuerbare Energien nicht nur einen Beitrag gegen den Klimawandel leisten können, sondern auch wirtschaftlich Sinn ergeben und vielerorts die kostengünstigste Art und Weise darstellen, Strom zu erzeugen. Das hat mir die Augen geöffnet und zu dem Entschluss geführt, mich dem Thema unternehmerisch zu widmen.
Ihr Unternehmen wurde dann auch recht schnell - nämlich nur 1,5 Jahre nach Gründung - an der Börse gelistet. Wie und wieso kam es dazu?
Martin Siddiqui
Wir haben uns entschieden, ein Geschäftsmodell an die Börse zu bringen, welches im Interesse der Investoren aufgenommenes Kapital umgehend investiert. Wir wollen nicht einmal viel Geld aufnehmen und es dann schrittweise investieren (IPO), sondern dann Kapital aufnehmen, wenn wir es umgehend investieren können bzw. damit Rendite erwirtschaften. Ein frühes Listing gefolgt von Kapitalmaßnahmen erschien uns der richtige Weg. Die Kapitalaufnahme und die umgehende Investition in Einklang zu bringen war eine spannende Herausforderung. Wir fühlen uns jedoch durch das rasante Wachstum der letzten Jahre in unserer Entscheidung, diesen Weg zu gehen, rückblickend bestätigt.
Hatten Sie Hilfe bei dem Aufbau und dem Listing des Unternehmens?
Martin Siddiqui
Unser strategischer Ankeraktionär, die Pelion Green Future, hatte bereits sowohl Infrastruktur als auch ein Bestandsportfolio aufgebaut, wodurch sowohl ein so schneller Start als auch die erfolgreiche Kapitalaufnahme an der Börse für uns möglich wurde, bei der uns unser strategischer Ankeraktionär mit seinem Commitment stetig unterstütze.
Um nochmal auf Ihr Kerngeschäft zurückzukommen. Wie sieht die strategische Ausrichtung von Pacifico Renewables Yield aus? Was bedeutet YieldCo und was ist das Besondere an diesem Ansatz?
Christoph Strasser
Die klare Trennung zweier sehr unterschiedlicher Risikoprofile: Die Entwicklung und der Betrieb von Projekten. In der Entwicklungsphase ist man eher binären Risiken ausgesetzt. Entweder erhält das Projekt eine behördliche Genehmigung oder nicht. In der Betriebsphase unterliegt man Schwankungen wie den Wetterbedingungen. Mit unserem Ansatz, keine Risiken der Entwicklungsphase zu übernehmen, wollen wir Investoren den Zugang zu prognostizierbaren und stabilen Cash Flows bieten, und durch Partnerschaften mit Projektentwicklern gleichzeitig attraktive Wachstumsmöglichkeiten sichern.
Das heißt, Sie meiden die Projektentwicklung? Woran liegt das genau?
Christoph Strasser
Das Risikoprofil von Entwicklungsprojekten ist von einer externen Kapitalmarktperspektive schwer zu quantifizieren. Deshalb denken wir, dass die Projektentwicklung effizienter durch private Risikokapitalgeber finanziert werden kann, wohingegen der langfristige Betrieb der Anlagen sehr gut an den Kapitalmarkt passt.
Haben Sie Partner auf der Seite der Projektentwickler, mit denen Sie eng zusammenarbeiten? Wie kann man sich eine solche Zusammenarbeit vorstellen?
Christoph Strasser
Wir haben mittlerweile vier Partnerschaften mit Projektentwicklern in verschiedenen Ländern. Wir versuchen sicherzustellen, dass die Zusammenarbeit über den reinen Erwerb der Anlagen hinausgeht. So stehen wir zum Beispiel in engem Austausch zu Nachhaltigkeitsthemen oder übernehmen gerne die finanzwirtschaftliche Strukturierung der Projekte auch noch während der Entwicklungsphase.
Das sogenannte “impact investing” - also Anlagemöglichkeiten, mit denen Nachhaltigkeit gefördert wird - ist aktuell hoch im Kurs. Viele Investoren sind allerdings wegen schwammiger Kriterien und Fällen des Greenwashings verunsichert. Würden Sie sagen, Eigenkapitalgeber können bei Ihnen einen positiven Beitrag leisten?
Christoph Strasser
Definitiv. Mit unserem Geschäftsmodell setzen wir teures Risikokapital für die Projektentwicklung möglichst effizient wieder frei, damit es schnell wieder in neue Projekte und Anlagen investiert werden kann. Damit leisten wir einen Beitrag zur Beschleunigung der Energiewende und über unsere Aktie kann somit jeder an dieser teilhaben.
Und wie sieht das mit der Finanzierung von der Fremdkapitalseite aus? Sie haben ja erst kürzlich ein grünes Darlehen erhalten.
Martin Siddiqui
Der erstmalige Abschluss einer grünen Finanzierung im Rahmen unseres kürzlich etablierten Green Finance Frameworks in Höhe von 35 Millionen € mittels Privatplatzierung mit einem festen Zinssatz von 4,85% und einer Laufzeit von fünf Jahren war ein absoluter Meilenstein für uns. Zum einen konnten wir durch das grüne Darlehen bestehende Verbindlichkeiten refinanzieren und damit die kontinuierliche Optimierung der Kapitalstruktur fortführen und zum anderen konnten wir uns zusätzliche Finanzierung zum Portfolioausbau sichern. Die Tatsache, dass wir uns durch ein grünes Darlehen finanzieren konnten, das den ICMA Green Bond Principles und der EU-Taxonomie entspricht und von ISS ESG verifiziert wurde, zeigt, dass sich unsere Entscheidung, von Anfang an auf Nachhaltigkeit zu setzen, ausgezahlt hat.
Auf welche Art und Weise möchten Sie in Deutschland Ihren Bekanntheitsgrad steigern? Wie sieht ihre Marketing-Strategie aus?
Martin Siddiqui
Grundsätzlich versuchen wir, unser Unternehmen erfolgreich zu führen und sprechen gerne darüber. Am Ende ist eine gute Unternehmens-Performance das beste Marketing. Wir bemühen uns jedoch selbstverständlich, unsere Wahrnehmung am Kapitalmarkt stetig auszubauen und freuen uns, dass das Interesse an unserem Unternehmen in den letzten Jahren kontinuierlich zunahm.
Welche mittelfristigen Ziele haben Sie für Ihr Unternehmen definiert und wie möchten Sie diese erreichen?
Christoph Strasser
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, bis 2023 ein Portfolio von 400 MW aufzubauen. Derzeit stehen wir bei 166 MW. Dem steht unsere Pipeline von über 3,1 GW gegenüber. Wir haben entsprechend über Entwicklungspartner Zugang zu ausreichend Wachstumsmöglichkeiten.
Herr Siddiqui, Herr Strasser wir danken Ihnen für das Gespräch.