Öko-Siegel für nachhaltige Geldanlagen

Orientierungshilfe für Anleger

Anleger, die ihr Geld in nachhaltige Unternehmen investieren wollen, haben es nicht leicht: oft ist es schwierig zu erkennen, welche Unternehmen wirklich für Klimaschutz und soziale Verantwortung eintreten und welche bloß auf ein grünes Marketing-Image setzen. Hier können Siegel eine Orientierungshilfe bieten.

Echte Nachhaltigkeit statt Greenwashing

Öko-Labels und Ratings können Anlegern helfen grüne Geldanlagen zu identifizieren. - Quelle: Shutterstock.com

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit für Unternehmen ist mittlerweile unbestritten, aber wie können ESG-Kennzahlen gemessen werden? Und woran können sich Verbraucher orientieren, wenn sie wissen wollen, wie nachhaltig ein Unternehmen wirklich ist? Eine Möglichkeit, um das Engagement für Klimaschutz und soziale Verantwortung nachzuweisen sind Zertifikate. Allerdings besteht hier das Problem, dass es jede Menge Optionen gibt, die Nachhaltigkeit eines Unternehmens zu zertifizieren, und es kommen immer wieder neue Standards hinzu.

Grundsätzlich gilt: “Wenn ein Unternehmen wirklich nachhaltiger wirtschaften will, sollte es als Allererstes sein Business Modell überprüfen und sämtliche Prozesse konsequent auf Kreislaufwirtschaft umstellen”, empfiehlt Laura Griestop, Referentin für nachhaltige Wirtschaft und Märkte beim WWF Deutschland. Kurz zusammengefasst in einem Slogan: “Reduce, reuse, recycle, repair, remanufacture!”

Fehlende Transparenz bei nachhaltigen Geldanlagen

Wie in vielen anderen Bereichen auch ist das Angebot an grünen Geldanlagen unübersichtlich. Ende 2018 listete alleine der deutsche Fondsverband BVI 229 nachhaltige Aktien-, Renten- und Mischfonds. Hinzu kommen etliche Einzelaktien nachhaltig handelnder Unternehmen sowie sogenannte “Green Bonds”, Anleihen für bestimmte nachhaltige Projekte. Aufgrund der mangelnden Transparenz halten sich Privatanleger mit ihren Investitionen noch zurück - obwohl laut der Fondsgesellschaft Union Investment mittlerweile fast jeder zweite Privatanleger (46 Prozent) nachhaltige Finanzprodukte für attraktiv hält. “Leider gibt es keinen Mindeststandard, der definiert, was ein nachhaltiges Finanzprodukt überhaupt ist”, kritisiert Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen. Neben verschiedenen Labels können Verbraucher Aktienindizes und Ratings für ihre Wahl nutzen. Folgende Siegel sind nützliche Orientierungshilfen bei der Auswahl grüner Geldanlagen:

FNG-Siegel

Quelle: Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V.

Der Fachverband für nachhaltige Geldanlagen (FNG) gibt seit 2015 ein Siegel für Publikumsfonds aus. Die Voraussetzung, damit ein Fonds das FNG-Siegel erhält: Mindestens 90 Prozent des Portfolios müssen nachhaltige Mindeststandards erfüllen. Dazu zählen laut FNG Transparenzkriterien und die Berücksichtigung von Arbeits- sowie Menschenrechten, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung, wie sie im UN Global Compact zusammengefasst sind. Zudem werden die Fonds auf Basis von Emittenten-Analysen auf Nachhaltigkeitskriterien hin geprüft. Investitionen in Kernkraft, Kohlebergbau, Kohleverstromung, Fracking sowie Waffen und Rüstung sind ausgeschlossen.

ECOreporter-Siegel

Der Brancheninformationsdienst ECOreporter vergibt seit 2013 ein eigenes Siegel. Das Label wird in den drei Kategorien “Banken, Anlageberatungen, Finanzprodukte” für jeweils ein Jahr verliehen. Bei Banken wird etwa geprüft, ob Kredite, Eigenanlagen und Investmentprodukte bestimmte Ausschlusskriterien und Toleranzgrenzen besitzen. Sie lauten:

  • Bau und Betrieb Atomenergie (5%)
  • Waffen, Rüstung (Produktion/Handel, 5%)
  • Ausbeuterische Kinderarbeit nach ILO-Standard
  • Praktizierte Todesstrafe
  • Schwere Menschenrechtsverletzungen

Wer das Siegel erhalten möchte, muss zudem bei Investitionen in Aktien oder Anleihen Gentechnik, Tierversuche, Glücksspiele und Suchtmittel ausschließen.

Global Challenges Index

2007 hat die Börse Hannover den Global Challenges Index (GCX) gestartet. Der Index listet 50 Unternehmen, die sich stark für die Bewältigung globaler Herausforderungen wie Armut, Klimawandel, Trinkwasser-Versorgung oder Biodiversität einsetzen. Die Index-Titel werden durch die Münchener Nachhaltigkeits-Ratingagentur ISS-oekom geprüft.

Dow Jones Sustainability Index

Die Dow Jones Sustainability Indices (DJSI) sind eine Familie von Aktienindizes, die seit 1999 ökonomische, ökologische und soziale Kriterien der Einzeltitel berücksichtigen. Die drei Dimensionen werden zu je einem Drittel gewichtet. Es bestehen globale (DJSI-World), europäische (DJSI Europe) und nordamerikanische (DJSI North America) Index-Gruppen. Der zuständige Schweizer Vermögensverwalter Robeco Sustainable Asset Management (RobecoSAM) identifiziert die Unternehmen mit den besten Nachhaltigkeitskennzahlen auf Basis des “Best-in-Class"-Prinzips: Von den 2.500 weltgrößten Konzernen wählen die Analysten jene aus, die auf den drei Feldern die besten Leistungen ihrer Branche erbringen.

Climetrics Klima-Rating

Seit 2017 erstellen die weltweit tätige Non-Profit-Organisation CDP und ISS-Ethix Climate Solutions das erste Klima-Rating für Aktienfonds und ETFs. Ein Team von Klimaexperten analysiert die Klima-Performance eines Fonds anhand quantitativer Kriterien aus den drei Dimensionen Portfolio, Anlagerichtlinie und Management von Klimafragen durch den Vermögensverwalter. Der daraus resultierende Gesamtscore eines Fonds wird in Relation zu allen bewerteten Fonds mit einem Blatt (schlechte Performance) bis fünf Blättern (sehr gute Performance) gewichtet.

EU-weites Gütesiegel geplant

Ab 2022 könnte ein EU-weites Gütesiegel für Finanzprodukte kommen. Die EU-Kommission hat sich bereits im Dezember 2019 auf die sogenannte Taxonomie geeinigt. Das Klassifizierungssystem für nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten soll Anreize für private Investoren schaffen und zu einer klimaneutralen Wirtschaft beitragen. In der Verordnung werden sechs Unternehmensziele definiert, die ein Anwärter auf das Siegel erfüllen muss. Hintergrund der Taxonomie-Regelung ist die Pariser Klimavereinbarung von 2015, mit der sich die EU verpflichtet, bis 2030 die Treibhausgas-Emissionen um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren. Die Verordnung muss noch vom Europäischen Parlament abgesegnet werden. Mit der Erstellung der Prüfkriterien wurde eine Expertengruppe beauftragt. Nähere Details werden für Herbst 2021 erwartet. Die Offenlegungspflicht für die Unternehmen soll dann ab 2022 gelten.

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