Sustainable Finance: Was ist das?
Was bedeutet Sustainable Finance bzw. Nachhaltigkeit im Finanzsystem?
Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und nachhaltiges Wirtschaften spielen auch im Finanzwesen eine immer größere Rolle. So möchte die Bundesregierung Deutschland zu einem führenden Standort für Sustainable Finance machen. Doch wofür genau steht Sustainable Finance?
08.04.2022
Nachhaltigkeit im Finanzwesen
Sustainable Finance bzw. Nachhaltigkeit im Finanzsystem bezeichnet den Einbezug von Umwelt-, sozialen und Unternehmensführungsaspekten in die Entscheidungen von Finanzakteuren.
Sustainable Finance ist der englische Begriff für nachhaltiges Finanzwesen. Die weltweite Bewegung für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit hat auch den Finanzsektor erfasst, der als Geldgeber der Unternehmen und bedeutender Wirtschaftszweig eine entscheidende Rolle im Kampf um die Erhaltung der Erde einnehmen kann. Auch wenn es bislang keine allgemeingültige Definition von Sustainable Finance gibt, steht fest, dass es sich dabei um den Überbegriff handelt, der alle Bereiche des Finanzwesens beinhaltet – wie etwa Sustainable Banking, nachhaltige Geldanlagen usw.
Deutschland als Leuchtturm für Sustainable Finance
Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, Deutschland zu einem führenden Standort für Sustainable Finance zu machen. Der Fokus der nationalen Sustainable-Finance-Strategie liegt auf der Finanzmarktpolitik und -regulierung. Ein Hauptziel aus Sicht der Bundesregierung ist die Stabilität des Finanzmarktes. Gleichzeitig ist Sustainable Finance aber auch eng verknüpft mit Bereichen wie z.B. der Fiskal-, Umwelt-, Menschenrechts- und Entwicklungspolitik sowie der Unternehmensverantwortung: Werden etwa durch Umweltstandards bestimmte Produktionsweisen unwirtschaftlich oder verlieren Vermögenswerte an Wert, werden Subventionen angepasst oder Steuern verändert, wirken sich diese politischen Maßnahmen auf das Risiko der Realwirtschaft und somit auch auf die Investitionen der Finanzmarktakteure aus.
Zudem fördert die KfW Bankengruppe beispielsweise energieeffizientes Wohnen und integriert durch ihre Kreditvergabe Nachhaltigkeitsaspekte bei den Geschäftsbanken. Ein anderes Beispiel sind die Grünen Bundeswertpapiere, mit denen Transparenz am Kapitalmarkt über umweltfreundliche Ausgaben im Bundeshaushalt geschaffen wurde. Auf internationaler Ebene werden wiederum nachhaltigen Investitionen in Entwicklungs- und Schwellenländern gefördert.
Agenda 2030 als Grundlage von Sustainable Finance
Die Grundlage aller Nachhaltigkeitsmaßnahmen ist die sogenannte Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung mit ihren 17 globalen Nachhaltigkeitszielen, englisch Sustainable Development Goals (SDG). Diese wurden 2015 von den Staats- und Regierungschefs der 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen in New York verabschiedet. Die Agenda 2030 verpflichtet alle Staaten zu umfassendem nachhaltigem Handeln in den Feldern Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) – oft als ESG-Kriterien abgekürzt.
Die 17 Nachhaltigkeitsziele definieren eine Vielzahl von ineinandergreifenden Themen und Handlungsfeldern und sollen bis 2030 erreicht werden. Jedes der 17 Ziele kann nur im Zusammenhang mit den anderen und nicht auf Kosten der anderen verfolgt werden. Umfasst sind etwa die Beendigung aller Formen der Armut (SDG 1), Gesundheit und Wohlergehen (SDG 3), nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit (SDG 8), der Abbau von Ungleichheit in und zwischen Ländern (SDG 10), nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion (SDG 12), Klimaschutz und -anpassung (SDG 13) und die Bewahrung der biologischen Vielfalt (SDG 14 und 15).