Deutsche Umwelthilfe und Urgewald kritisieren deutsche Banken

Deutsche Banken und Unternehmen finanzieren massiv Fracking-LNG-Projekte in den USA

Laut einem aktuellen Bericht der Deutschen Umwelthilfe und Urgewald investieren deutsche Banken mehr als 4,6 Milliarden Euro an Krediten und Anleihen in den Bau von sieben LNG-Terminals in den USA. Allein die Exportkapazität dieser Terminals pro Jahr entspricht 51 Prozent der deutschen CO2-Emissionen 2022.

Klimaschädliche Fracking-Projekte

Deutsche Bank, Landesbank Baden-Württemberg und weitere investieren mehr als 4 Milliarden Euro an Krediten und mehr als 610 Millionen Euro an Anleihen in den Bau von sieben LNG-Terminals in den USA. - Quelle: Shutterstock.com

Ein Bericht von Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Urgewald zeigt, dass mindestens sieben LNG-Exportterminals in den USA von Deutschland aus mitfinanziert wurden. Das meiste Geld haben die Deutsche Bank und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) investiert. Über die Terminals soll Fracking-Gas nach Europa geliefert werden.

Die deutschen Investoren unterstützten damit gleichzeitig die US-amerikanische Fracking-Industrie und würden die fatalen Konsequenzen für die Umwelt sowie die Gesundheit der örtlichen Bevölkerung billigend in Kauf nehmen, so die Kritik der Umweltverbände. Zudem gefährdeten die Gesamtemissionen aus der Verbrennung des importierten Gases die globalen Klimaziele: Auf Grundlage der maximalen jährlichen Exportkapazitäten der jeweiligen Terminals errechnet, betragen diese rund 380 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Das entspricht rund 51 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen Deutschlands im Jahr 2022.

Finanzierungs-Stopp gefordert

“Obwohl sie das umwelt- und energiepolitische Desaster mit den deutschen LNG-Projekten direkt vor Augen haben, versenken deutsche Banken und Unternehmen ihr Geld in weitere Terminals in den USA”, gibt Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz der DUH zu Bedenken. Das Fracking-Verbot in Deutschland werde damit umschifft und die Klimaziele ausgeblendet. Daher müsse die finanzielle Unterstützung der Projekte umgehend gestoppt und Abnahmeverträge storniert werden, so die Forderung der Umweltverbände.

Andy Gheorghiu, Campaigner und Hauptautor des Berichts: "Deutsche Investitionen ermöglichen LNG-Exportterminals mit massiven Konsequenzen vor Ort und fürs Klima. Sie verschärfen nicht nur direkt den anhaltenden Klimanotstand, sondern zerstören auch die Lebensgrundlagen der Menschen vor Ort. Auch Feuchtgebiete, die in natürlicher Art und Weise vor wiederkehrenden Wirbelstürmen schützen und Heimat vieler Arten sind, werden durch die Projekte zunehmend vernichtet. Die meisten Projekte sind in Louisiana oder Texas angesiedelt, wo die Gas-, Öl- und zugehörige Petrochemie und Plastikindustrie schon einen enormen Impact hat. Des Weiteren handelt es sich bei den betroffenen Anwohnenden oft um People of Color, Indigene oder Latine Bevölkerungsgruppen."

Regine Richter, Campagnerin bei Urgewald ergänzt: "Kredite von deutschen Banken in Höhe von über 4 Milliarden Euro in den letzten zehn Jahren für den Bau von LNG-Terminals und davon 2,1 Milliarden Euro seit letztem Jahr führen das Versprechen dieser Banken, sich aktiv für Klimaschutz einzusetzen, ad absurdum. Im Gegensatz dazu hat die französische Bank Société Générale vor kurzem den Rückzug aus dem umstrittenen Schiefergas-Exportprojekt Rio Grande LNG in Südtexas erklärt. Diesem Beispiel sollten deutsche Banken und Unternehmen folgen."

Das Geschäft mit dem Fracking

Über 4 Milliarden Euro an Krediten wurden in den letzten zehn Jahren für den Bau von US-amerikanischen LNG-Exportterminals von deutschen Banken und Unternehmen bereitgestellt. Zusätzlich wurde die Finanzierung mittels Anleihen in Höhe von rund 613,4 Millionen Euro gesichert. Die größten Geldgeber waren die Deutsche Bank (Kredite: 1,7 Milliarden Euro; Anleihen: 480 Millionen Euro) und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) (Kredite: 1,3 Milliarden Euro). Andere Unterstützer waren Siemens (Kredite: 396 Millionen Euro), der internationale Arm der deutschen Staatsbank KfW IPEX-Bank (Kredite: 233 Millionen Euro), die Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba) (Kredite: 227 Millionen Euro), die Bayerische Landesbank (BayernLB) (Kredite: 99,9 Millionen Euro), die DZ Bank (Kredite: 45,4 Millionen Euro), sowie die Allianz Global Investors (Anleihen: 133,4 Millionen Euro). Allein zwischen Januar 2022 und April 2023 summiert sich die Unterstützung durch deutsche Banken auf 2,1 Milliarden Euro.

Neben der Direktfinanzierung von Projekten wurden auch langfristige Lieferverträge zwischen US-amerikanischen LNG-Betreibern und deutschen Unternehmen abgeschlossen. Die meisten Lieferungen sollen 2026 oder 2027 starten und bis zu 20 Jahre laufen. Dies steht in Konflikt mit dem deutschen Klimaschutzgesetz, das eine Treibhausgasneutralität bis 2045 vorgibt.

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