Greenpeace: Nachhaltige Anlagen der Schweizer Banken in der Kritik
Nachhaltige Geldanlagen: Greenpeace testet und übt Kritik an Schweizer Banken
Ein Praxistest der Umweltorganisation zeigt deutliche Mängel in der Anlageberatung von Schweizer Banken auf. Das Thema nachhaltige Geldanlage werde nur unzureichend besprochen, obwohl die Schweizer Banken mit ihrem Engagement für grüne Anlagen werben würden, so die Kritik.
Praxistest in 19 Schweizer Banken zeigt Mängel auf
Die Umweltorganisation Greenpeace übt scharfe Kritik am Nachhaltigkeitsengagement der Schweizer Banken. Ein Praxistest der Organisation hätte deutliche Schwächen bei der Anlageberatung in Bezug auf nachhaltige Geldanlagen aufgezeigt, heißt es. Aktivisten führten über 40 Gespräche mit 19 Schweizer Banken, darunter UBS, Credit Suisse, Migros Bank, PostFinance, Raiffeisen sowie etliche Kantonalbanken. Dabei gaben die Testpersonen vor, Beträge in Höhe von 5.000, 10.000 oder 50.000 Franken anlegen zu wollen. Das Ergebnis ist laut Umweltorganisation ernüchternd: Die Qualität der Beratungsgespräche bezüglich nachhaltigen Anlegens sei bei den meisten Finanzinstituten mangelhaft, zitiert die FAZ die Greenpeace-Finanzexpertin Larissa Marti.
Schweizer Regierung will Sustainable Finance forcieren
Diese Kritik dürfte der Schweizer Regierung kaum gefallen, hat sie sich doch vorgenommen, die Schweiz zu einem führenden Standort für nachhaltige Finanzdienstleistungen zu machen. Zu diesem Zweck wurde im vergangenen Jahr eigens ein Bündel von Leitlinien verfasst. Auch die Verbraucher zeigen ein wachsendes Interesse an grünen Geldanlagen: Nach Angaben der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) machen nachhaltige Fonds inzwischen mehr als die Hälfte des gesamten Schweizer Fondsmarktes aus.
Vorwurf des Greenwashings
Die Realität in der Anlageberatung bei den Schweizer Banken werde diesen Ansprüchen allerdings nicht gerecht, kritisiert Greenpeace: Nur in der Hälfte der Testgespräche hätten die Bankberater zu Beginn überhaupt gefragt, ob Nachhaltigkeit bei der Kapitalanlage wichtig sei. In nur fünf Gesprächen (12 Prozent) seien die Testpersonen proaktiv auf die Möglichkeit einer klimaverträglichen Anlage aufmerksam gemacht worden. Klimaverträgliche Anlageprodukte wurden den Greenpeace-Testern in 23 Prozent der Gespräche empfohlen. Doch keines dieser Produkte habe die Einhaltung der Ziele aus dem Pariser Klimaschutzabkommen für sich als Maßstab definiert, gibt die Umweltorganisation zu Bedenken – das werfe die Frage auf, ob Schweizer Banken “Greenwashing” betreiben.
Die als klimaverträglich gepriesenen Finanzprodukte seien nur minimal klimafreundlicher als konventionelle Anlagen, heißt es in dem Greenpeace-Bericht weiter. In 60 Prozent der empfohlenen Fonds seien die Nachhaltigkeitskriterien nur für einen Teil des Portfolios angewandt worden. Zudem sei die Werbung für gewisse Produkte wie etwa grüne Fonds der USB und der Credit Suisse irreführend. Der Schweizer Bankenverband reagierte prompt auf die Untersuchung: eine Sprecherin sagte, die Studie adressiere wichtige Punkte im Hinblick auf Beratung und Produkte. Die Ergebnisse dürften jedoch nicht verallgemeinert werden. Die Umstellung auf klimafreundliche Anlagen sei ein Prozess, der länger dauern werde.