Nachhaltigkeit könnte zum „Megatrend“ in der Altersvorsorge werden
Das Interesse der Kunden ist bereits da – das geschulte Wissen der Berater leider noch nicht
Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt bei Kapitalanlagen immer mehr an Bedeutung. Markus Freiherr von Rotberg, Vertriebsdirektor Süd bei Swiss Life Deutschland, spricht in diesem Zusammenhang sogar von einem „Megatrend in der Altersvorsorge“. Doch noch sind viele Schritte zu gehen, bis sich dieser Trend etablieren kann.
EU-Kommission macht sich ESG zum Thema
In Zeiten von Inflation und Negativzinsen ist eine Kapitalanlage eine gute und langfristige Option zum Sparen. Auch für die Altersvorsorge ist diese Strategie allemal sinnvoller, als das Geld unterm Kopfkissen zu horten oder auf einem Girokonto mit möglichen Negativzinsen verrotten zu lassen.
Vor allem das Thema Nachhaltigkeit hat Potential, der Altersvorsorge noch mehr Bedeutung zukommen zu lassen. Die EU-Kommission plant, das Thema ESG flächendeckend in Kapitalanlageprodukten und Beratung zu implementieren. Dies könnte dem Segment Altersvorsorge einen zusätzlichen Schub verpassen.
Wann ist eine Geldanlage nachhaltig?
Markus Freiherr von Rotberg, Vertriebsdirektor Süd bei Swiss Life Deutschland, ist davon überzeugt, dass das Thema Nachhaltigkeit ein „Megatrend“ ist und die Altersvorsorge auf langer Sicht prägen werde. „Denn gerade die jüngere Generation ist sehr daran interessiert, nachhaltig zu investieren. Das wird das Thema noch weiter forcieren. Und der Kunde wird noch einmal ein ganz anderes Gefühl für seine Anlageform wahrnehmen, aber auch fordern“, so von Rotberg in einer Diskussionsrunde bei Cash Online.
Marcus Langer, Bereichsleiter Vertrieb bei Ökoworld, betrachtet das Thema etwas differenzierter: „Entscheidend wird sein, ob jemand geplant hat, 100 Euro zu sparen und die jetzt zukünftig nachhaltig anlegt. Dann ist es kein zusätzliches Geschäft. Dazu wird es nur dann, wenn jemand geplant hat, 100 Euro zu sparen und diese Summe jetzt, da es nachhaltig ist, auf 110 oder 120 Euro erhöht. Dabei kommt es dann auch sehr stark auf das Produkt selbst an, ob letzteres passiert.“
Nachhaltigkeit als Zeitgeistthema unserer Gesellschaft
Nach Christian Nuschele, Head of Sales & Marketing Germany & Austria bei Standard Life, gebe es bereits eine gute Entwicklung Richtung nachhaltiger Produkte. Viel mehr müsste der Fokus auf das Argument der Nachhaltigkeit gelegt werden. Vor allem Berater müssten sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen und sich damit befassen, was ein nachhaltiges Produkt eigentlich ausmacht.
Nachhaltigkeit sei laut Thomas Lerch, Leiter Produktmanagement Leben bei Canada Life, ein aktuelles „Zeitgeistthema, für das sich die Menschen derzeit sehr stark interessieren“. Somit sei es lediglich ein „Zusatzthema“. Aber: Mit dem Interesse für nachhaltige Produkte besteht auch die Chance, dass sich die Menschen ebenso mit anderen Finanzthemen stärker beschäftigen.
Finanzberater haben Nachholbedarf beim Thema Nachhaltigkeit
Doch auch wenn das Thema Nachhaltigkeit bereits bei den Kunden angekommen ist und immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist es im Vertrieb leider noch nicht angekommen. Laut Langer seien die meisten Vermittler längst noch nicht so weit, dass sie es auch an den Kunden bringen können. Dennoch: Die Zahl der Berater, die sich in diesem Punkt weiterbilden wollen, ist in den vergangen Jahren deutlich gewachsen. „Sie wissen aber, dass es nicht leicht ist und es fehlt ihnen auch der Zugang. Je tiefer man in das Thema Nachhaltigkeit eintaucht, desto komplizierter wird es“, so Langer.
Die Schwierigkeit: Kein nachhaltiger Fonds gleicht einem anderen, was das Thema sehr komplex werden lässt. „Schließlich bedeutet ein gutes ESG-Rating noch längst nicht, dass der Fonds oder das Unternehmen tatsächlich auch nachhaltig wirtschaftet. Aber Nachhaltigkeit – und da bin ich, ebenso wie wir alle überzeugt – wird das beherrschende Investmentthema in den kommenden Jahren sein und die Entwicklung und Richtung der Finanz- und Kapitalmärkte bestimmen“, fasst Langer zusammen.