Studie: Wie nachhaltig sind Banken und Sparkassen in Deutschland?
Nachhaltigkeit ist das New Normal – darf aber nicht mehr kosten
Insbesondere Sparkassen und VR-Banken, aber auch große Retailbanken fremdeln noch mit dem Thema Nachhaltigkeit, wie eine aktuelle Studie aufzeigt. Viele Finanzinstitute haben ihre Verantwortung für Sustainable Finance noch nicht erkannt.
Nachhaltigkeit: für einige Banken ein heikles Thema

Das Thema Nachhaltigkeit scheint vor allem noch nicht bei den Sparkassen und VR-Banken angekommen zu sein. - Quelle: Shutterstock.com
Kommen Banken und Sparkassen in Deutschland den Nachhaltigkeitszielen der EU nach? Diese Frage stand im Zentrum einer Analyse der Zielke Research Consult GmbH, die jetzt 119 Finanzinstitute mit einer Bilanzsumme größer als fünf Milliarden Euro analysiert hat. Die Untersuchung wurde auf Basis der CSR-Berichte (Corporate Social Responsibility) durchgeführt, welche die Kreditinstitute seit 2017 vorlegen müssen. Die Finanzbranche habe eine besondere Verantwortung dafür, dass die Ziele des Pariser Klimaabkommens Wirklichkeit würden - denn sie vergibt Kredite und legt Gelder an und hat somit Einfluss“, betont Dr. Carsten Zielke. Dabei fiel es den Prüfern offenbar nicht immer leicht, die entsprechenden Berichte aufzufinden. Bei manchen Banken müsse man suchen, andere veröffentlichten nur im Bundesanzeiger, so Zielke: „Wir haben das Gefühl, dass einige Banken nicht wollen, dass Interessierte ihre Berichte finden“, vermutet der Marktanalyst.
Das Thema Nachhaltigkeit ist für die Mehrheit der Banken und Sparkassen noch neues Terrain. Es fehle vor allem eine Gesamtstrategie mit klar definierten Zielen, geben die Studienautoren zu Bedenken. Das Thema Sustainable Finance sei oft noch nicht in der Unternehmensstrategie verankert. So sagten einige Geldinstitute, sie hätten als Dienstleister im Gegensatz zum produzierenden Gewerbe nur geringe Möglichkeiten, etwa durch reduzierten Papierverbrauch oder Ökostrom nachhaltiger zu werden. Dabei würden sie aber ihre Verantwortung etwa in der Kreditvergabe und Anlagepolitik verkennen, so die Kritik der Zielke-Studie.
5 Banken informieren sehr gut und transparent
Wie aus der Studie hervorgeht, sind von 119 ausgewerteten Kreditinstituten lediglich fünf Banken sehr ausführlich und transparent in ihrer Darstellung der Nachhaltigkeit in der Kreditvergabepolitik und erzielen die höchste Punktzahl 2. Dazu zählen die KfW, Landesbank Baden-Württemberg, GLS Gemeinschaftsbank, ING Group und UBS Group.
Zehn der analysierten Kreditinstitute machten keine Angaben zum Thema ESG in der Kreditvergabepolitik und erzielten daher Negativpunkte.
Obwohl viele Geldinstitute davon sprechen, wie wichtig Nachhaltigkeit für sie sei und wie sehr sie daran arbeiteten, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, geben 51 Banken keine Informationen zu ihren direkten Emissionen an, 50 Institute sagen nichts zu den Emissionen aus bezogener Energie und 61 Kreditinstitute informieren nicht über ihre indirekten Emissionen.
Die Top 3 bei Umwelt und Governance
Gute Ergebnisse erhielten die großen Kreditinstitute in Umwelt- und Governance-Fragen: Den ersten Platz erreicht die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit 4,08 von 4,83 möglichen Punkten vor der Landesbank Baden-Württemberg (2) und der Deutschen Kreditbank (DKB) auf Platz 3. Schlusslichter sind die „Investitionsbank des Landes Brandenburg“ (ILB), die Teambank AG und die Deutsche Industriebank auf dem 41. und damit letzten Platz mit -1,03 Punkten (bis -4 möglich).
Allerdings kritisieren die Studienautoren als bedauerlich, dass nur wenige Banken über eigene Instanzen zum Thema Nachhaltigkeit verfügten. Im ökologischen Bereich nutzen knapp 80 Prozent der Banken Ökostrom, im Sozialen unterhält eine Mehrheit (59,1 Prozent) Maßnahmen zur Gesundheitsförderung.
Nachhaltigkeit bei Sparkassen und VR-Banken noch nicht angekommen
In der Zielke-Analyse wurden auch 57 Sparkassen geprüft. Dabei kamen die Analysten zu dem Ergebnis, dass die Stärke der Sparkassen im Sozialen liege. Insgesamt scheint das Thema „Environment“ bei den Sparkassen aber noch nicht angekommen zu sein. Der Mittelwert in diesem Bereich beträgt laut Zielke-Report magere 0,14 Punkte.
Auch die Volksbanken Raiffeisenbanken stellen sich in Bezug auf Nachhaltigkeit eher schwach dar. Die größten Punkteverluste erlitten die VR-Banken im Durchschnitt in den Bereichen CO2-Ausstoß und ESG in der Kreditvergabepolitik. Gleich sieben VR-Banken erzielten ein negatives Ergebnis. Viele VR-Banken seien wie manche Sparkasse der irrigen Auffassung, dass sie als nichtproduzierende Dienstleister kaum Einfluss auf eine nachhaltige Entwicklung hätten, moniert Dr. Carsten Zielke.